Ich war früher wie viele: Umsatz top, Auftragsbücher voll, Konto aber trotzdem oft leer. Klingt paradox? Ist es aber nicht. Denn Umsatz heißt nicht gleich Liquidität – und genau das war mein Denkfehler.
Erst als ich mal richtig in den Dispo gerutscht bin (trotz guter Zahlen!), hab ich verstanden:
Wer seine Liquidität nicht plant, verliert irgendwann die Kontrolle.
In diesem Beitrag zeig ich dir, wie ich heute Monat für Monat meine Zahlungsfähigkeit sichere – ohne Stress, ohne Panik, und mit System.
Was ist überhaupt Liquidität – und warum ist sie so wichtig?
Liquidität bedeutet: Zahlungsfähigkeit. Nicht, wie viel du verdienst – sondern, ob du heute deine Miete, Gehälter, Steuer, Leasingrate etc. wirklich bezahlen kannst.
Viele Unternehmen gehen nicht wegen schlechter Umsätze pleite – sondern weil das Geld zum falschen Zeitpunkt fehlt.
Kurz gesagt: Ohne Liquiditätsplanung kannst du sogar mit gut laufendem Geschäft in die Insolvenz schlittern.
Mein erster Fehler: „Das wird schon irgendwie reichen…“
Früher hab ich einfach gehofft, dass es passt. Zahlungseingänge und -ausgänge irgendwie geschätzt, ab und zu mal ins Onlinebanking geguckt.
Und dann kam der Super-GAU: Zwei Kunden zahlten später als geplant, eine große Umsatzsteuer-Vorauszahlung stand an – und bäm: Dispo überzogen, Mahnungen flatterten rein.
Seitdem plane ich wie ein Profi – und das musst du auch. Hier zeig ich dir, wie’s geht.
Schritt 1: Einnahmen und Ausgaben realistisch erfassen
Ich hab mir eine einfache Übersicht gebaut – am Anfang sogar in Google Sheets:
- Monatliche fixe Kosten (Miete, Versicherungen, Gehälter, Leasing etc.)
- Variable Kosten (Werbung, Material, Reisekosten etc.)
- Geplante Zahlungseingänge (inkl. realistischer Zahlungseingangs-Termine, nicht nur Rechnungsdatum!)
- Steuern und Rücklagen
Tipp: Trag alles ein – auch kleine Beträge. Unterschätz nie die Summe der scheinbar „unwichtigen“ Ausgaben.
Schritt 2: Liquiditätsplan auf Monatsbasis – mindestens 3 Monate im Voraus
Ich plane meine Liquidität rollierend über drei Monate. Das heißt:
- Was kommt diesen Monat rein?
- Was geht raus?
- Wie sieht mein Kontostand am Monatsende voraussichtlich aus?
- Engpass? → Gegenmaßnahmen einplanen.
Wenn’s eng wird, kann ich vorher reagieren: Kreditlinie ziehen, Zahlungen verschieben, Ausgaben aufschieben, Förderprogramme prüfen.
Schritt 3: Tools nutzen – aber nur, wenn sie dir wirklich helfen
Ich hab’s eine Weile manuell gemacht, dann aber auf ein Tool umgestellt. Ich nutze heute Agicap, viele Kollegen schwören auch auf sevDesk, Lexoffice oder Kontool.
Wichtig ist nicht das Tool, sondern dass du überhaupt planst. Es bringt nichts, wenn du ein Tool hast, das du nicht pflegst.
Schritt 4: Notfallplan – Liquidität absichern
Ich hab mir mittlerweile einen kleinen „Liquiditätspuffer“ aufgebaut – 2 bis 3 Monatsausgaben, sicher auf einem Tagesgeldkonto.
Zusätzlich hab ich eine Kreditlinie bei iwoca für den Notfall. Kostet nix, solange ich sie nicht nutze – aber sie ist da, wenn’s brennt.
Und: Ich kontrolliere mein Forderungsmanagement regelmäßig. Kein Geld vergessen, keine offenen Rechnungen ignorieren!
Fazit: Liquiditätsplanung ist keine Kür – sie ist überlebenswichtig
Seitdem ich meine Liquidität aktiv plane, kann ich besser schlafen. Ich weiß immer, was finanziell auf mich zukommt, kann mit Banken professionell verhandeln – und laufe nicht mehr wie ein kopfloses Huhn durch den Monat.
Das Beste: Es ist kein Hexenwerk. Es braucht nur Disziplin – und einen echten Willen, sein Unternehmen im Griff zu haben.