Hi, ich bin Alex – und heute geht’s um einen Punkt, der bei vielen Unternehmenskrediten verlockend klingt, aber nicht immer optimal ist:
die tilgungsfreie Zeit.
Gerade bei KfW-Förderkrediten, aber auch bei Bankdarlehen liest man oft: „12 Monate tilgungsfrei – du zahlst nur die Zinsen.“ Klingt erstmal super – mehr finanzieller Spielraum, weniger Belastung. Aber ist das wirklich immer die beste Lösung?
Ich zeig dir heute:
✅ Was tilgungsfreie Zeiten genau bedeuten
✅ Wann sie sinnvoll sind – und wann nicht
✅ Worauf du achten solltest, bevor du dich dafür entscheidest
1. Was bedeutet tilgungsfreie Zeit eigentlich genau?
📌 Tilgungsfrei = du zahlst in dieser Zeit nur die Zinsen, keine Kreditrückzahlung.
Beispiel:
Du nimmst einen Kredit über 100.000 € auf – mit 12 Monaten tilgungsfreier Zeit.
✔ In diesen 12 Monaten zahlst du z. B. nur 4.000 € Zinsen (angenommen 4 % p.a.)
✔ Die eigentliche Rückzahlung (Tilgung) beginnt erst im 13. Monat
✔ Die monatliche Rate danach ist dann entsprechend höher, weil du weniger Zeit zur Rückzahlung hast
Wichtig: Die tilgungsfreie Zeit verlängert nicht automatisch die Gesamtlaufzeit des Kredits – außer, das ist explizit vereinbart!
2. Wann ist eine tilgungsfreie Zeit sinnvoll?
✅ In der Gründungsphase
→ Du brauchst erstmal Liquidität für Aufbau, Marketing & erste Aufträge – Einnahmen kommen verzögert.
→ Klassischer Fall für den ERP-Gründerkredit – StartGeld der KfW (1–2 Jahre tilgungsfrei möglich).
✅ Bei Investitionen mit späterem ROI
→ Du investierst heute in Maschinen, Digitalisierung oder neue Standorte – Einnahmen kommen erst in Monaten.
→ Die tilgungsfreie Zeit verschafft dir Puffer, bis das Investment „arbeitet“.
✅ Bei saisonalen Geschäftsmodellen
→ Du nimmst den Kredit z. B. im Herbst auf, hast aber erst im Frühjahr Umsätze (Gartenbau, Tourismus…).
✅ Bei Liquiditätsengpässen
→ Du musst dich erstmal stabilisieren und brauchst kurzfristig nur geringe Belastung.
3. Wann du besser auf eine tilgungsfreie Zeit verzichten solltest
❌ Wenn dein Geschäft stabil läuft und du den Kredit problemlos gleich zurückzahlen kannst.
→ Dann verursachst du nur unnötige Zinskosten!
❌ Wenn du keine Erhöhung der Monatsraten nach der Pause stemmen kannst.
→ Viele unterschätzen die „Zahlungsschock-Wirkung“ ab Monat 13…
❌ Wenn die Bank keine Verlängerung der Laufzeit zulässt
→ Dann wird’s hinten raus teuer, weil die Restschuld in weniger Monaten getilgt werden muss.
4. Vor- und Nachteile auf einen Blick
Vorteil ✅ | Nachteil ❌ |
---|---|
Bessere Liquidität in der Anlaufphase | Insgesamt höhere Zinskosten |
Puffer bei Investitionen ohne Sofortertrag | Höhere Monatsraten nach der tilgungsfreien Zeit |
Geringere Belastung bei Unsicherheiten | Gefahr der falschen Kalkulation |
Bessere Planbarkeit in Saisonbetrieben | Eventuell längere Gesamtlaufzeit nötig |
5. So kalkulierst du richtig: Beispielrechnung
📊 Kreditbetrag: 100.000 €
📊 Zinssatz: 4 % p.a.
📊 Laufzeit: 5 Jahre (60 Monate)
🔹 Mit 1 Jahr tilgungsfrei:
- Jahr 1: Nur Zinsen → 4.000 €
- Ab Jahr 2: Rückzahlung von 100.000 € auf 48 Monate → ca. 2.167 € + Zinsen monatlich
🔹 Ohne tilgungsfrei:
- Rückzahlung über 60 Monate → ca. 1.833 € + Zinsen monatlich
➡ Fazit: Die monatliche Belastung ist bei tilgungsfreier Zeit später deutlich höher, aber anfangs eben auch deutlich leichter zu stemmen.
✅ Fazit: Tilgungsfreie Zeit kann helfen – wenn du sie richtig einsetzt
💡 Meine Empfehlung:
✔ Nutze tilgungsfreie Zeiten gezielt – z. B. bei Gründung, Investition oder Saisonstart
✔ Achte auf die Bedingungen: Wird die Laufzeit verlängert oder nicht?
✔ Rechne die Monatsraten nach Ablauf der Pause durch – kannst du die stemmen?
✔ Und ganz wichtig: Sieh die tilgungsfreie Zeit nicht als „geschenkt“, sondern als temporäre Entlastung mit späterem Aufholbedarf
Wie sieht’s bei dir aus? Hast du schon mal mit tilgungsfreier Zeit gearbeitet – oder war’s eher eine Stolperfalle?
Lass es mich in den Kommentaren wissen – ich bin gespannt auf deine Erfahrungen! 😊