Heute sprechen wir über eine klassische Unternehmerfrage, die oft am Jahresende oder nach einem guten Quartal auftaucht:
Soll ich mit dem Gewinn lieber Kredite schneller tilgen – oder Rücklagen bilden?
Klingt erstmal banal, aber die Entscheidung hat richtig Einfluss auf deinen Cashflow, deine Bonität, deine Steuer und dein Wachstumspotenzial.
In diesem Artikel zeige ich dir:
✅ Wann es sinnvoll ist, Schulden schneller zurückzuzahlen
✅ Wann Rücklagen wichtiger sind
✅ Wie du beides clever kombinieren kannst
✅ Und welche Fehler du dabei auf keinen Fall machen solltest
1. Warum die Entscheidung so wichtig ist
📌 Als Unternehmer hast du immer begrenzte Mittel.
Du kannst mit deinem Gewinn…
- Kredite tilgen
- Investieren
- Rücklagen bilden
- Dividende ausschütten
- oder neue Projekte starten
Die Frage ist: Was bringt deinem Unternehmen langfristig am meisten?
💡 Grundregel: Nicht immer ist die schnellste Schuldenfreiheit auch die beste Strategie.
2. Fall 1: Tilgung steht an erster Stelle – wann das Sinn ergibt
✅ Wenn der Kredit teuer ist
→ Zinssatz über 6 %? Dann lohnt sich eine Sondertilgung fast immer!
✅ Wenn du kurzfristig Zinskosten senken willst
→ Besonders bei Kontokorrent- oder Rahmenkrediten mit 8–12 % Zinsen.
✅ Wenn du deine Bilanz verbessern willst
→ Eine niedrigere Fremdkapitalquote wirkt sich positiv auf deine Eigenkapitalquote und dein Banken-Rating aus.
✅ Wenn du in einer stabilen Phase bist
→ Keine großen Ausgaben geplant, Rücklagen vorhanden = Tilgung sinnvoll.
📌 Achte aber drauf:
→ Viele Kredite haben Vorfälligkeitsentschädigungen – vorher klären, ob sich eine Sondertilgung lohnt!
3. Fall 2: Rücklagenbildung ist sinnvoller – in diesen Situationen
✅ Wenn du keine Rücklagen hast
→ Ohne Puffer kann eine unerwartete Rechnung oder ein Umsatzloch schnell zur Krise werden.
✅ Wenn dein Cashflow schwankt
→ Rücklagen helfen dir, in schlechten Monaten trotzdem Gehälter, Steuern & Miete zu zahlen.
✅ Wenn neue Investitionen anstehen
→ Ein geplanter Umzug, Technik oder Marketingkampagne: Rücklagen machen dich unabhängig vom nächsten Kredit.
✅ Wenn du deine Unabhängigkeit stärken willst
→ Rücklagen = weniger Abhängigkeit von Banken. Du entscheidest selbst, was wann finanziert wird.
4. Der Königsweg: Kombination aus Tilgung & Rücklagen
💡 Du musst dich nicht immer für nur eins entscheiden!
Beispielstrategie nach einem 20.000 € Gewinn:
- 10.000 € in Sondertilgung eines teuren Kredits
- 5.000 € in die Rücklage für schlechte Zeiten
- 5.000 € als Investitionspuffer für Wachstum oder spontan gute Gelegenheiten
📌 So stärkst du gleichzeitig deine Bonität, deine Liquidität und deine Flexibilität.
5. Was ist mit Steuern?
❗ Achtung:
Wenn du Gewinn „übrig hast“, zahlst du auch entsprechend Steuern (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Einkommenssteuer).
👉 Tilgungen mindern den Gewinn NICHT steuerlich – Zinsen schon, Tilgung aber nicht.
👉 Rücklagen sind dein Eigenkapital – aber auch nicht steuerlich absetzbar.
💡 Sprich am besten mit deinem Steuerberater, bevor du dich entscheidest – manchmal gibt’s clevere Wege (z. B. Investitionsabzugsbetrag bei geplanten Anschaffungen).
6. Typische Fehler – und wie du sie vermeidest
❌ Alles tilgen, aber keine Liquidität für den nächsten Monat mehr
❌ Rücklagen horten, aber teure Kredite weiterlaufen lassen
❌ Tilgung ohne vorherige Rücksprache mit der Bank (→ Vorfälligkeitsentschädigung!)
❌ Kein konkretes Ziel für Rücklagen – Geld einfach „parkt“ und verliert an Wert
Tilgung oder Rücklagen? Es kommt auf deine Lage an
📌 Meine Empfehlung:
✔ Tilge teure Kredite zuerst – aber nur, wenn deine Liquidität sicher ist
✔ Baue parallel Rücklagen auf – mindestens 2–3 Monatskosten
✔ Rechne mit dem Steuerberater – manchmal gibt’s überraschende Möglichkeiten
✔ Entscheide nicht emotional („Schulden = böse“), sondern strategisch
Wie machst du’s?
Hast du dein letztes Plus eher zum Tilgen genutzt – oder lieber aufs Sparkonto gepackt?
Ich bin gespannt auf deinen Ansatz – schreib’s mir gern in die Kommentare!
Bis bald