Tilgungsstrategien für Unternehmer – wie ich gelernt habe, dass Rückzahlung mehr ist als Raten zahlen

Einen Kredit aufzunehmen ist leicht.
Die wirkliche Kunst beginnt danach: beim Zurückzahlen.
Ich habe in meinen ersten Unternehmerjahren einfach brav jeden Monat überwiesen – fertig.
Erst später habe ich verstanden, dass Tilgung nicht nur eine Pflicht ist, sondern ein Werkzeug.
Wer klug tilgt, spart nicht nur Zinsen, sondern gewinnt Handlungsspielraum.


1. Die klassische Annuität – stabil, planbar, unterschätzt

Mein erster Kredit war ein typischer Annuitätendarlehen: fester Zinssatz, gleichbleibende Rate, der Zinsanteil sinkt, der Tilgungsanteil steigt.
Langweilig? Vielleicht.
Aber gerade am Anfang war es Gold wert. Ich wusste exakt, was jeden Monat auf mich zukommt – und das gibt Ruhe, wenn man wachsen will.
Viele Unternehmer unterschätzen diese Stabilität.
Sie jagen lieber flexiblen Modellen hinterher, vergessen aber, dass Planbarkeit im Cashflow oft wichtiger ist als der letzte Prozentpunkt beim Zins.


2. Die flexible Tilgung – mein Lieblingsmodell

Später habe ich mich an Kredite mit variabler Tilgung gewagt.
Das Prinzip: Ich kann jederzeit zusätzliche Beträge zurückzahlen, wenn es gut läuft.
Gerade in umsatzstarken Monaten ist das ideal – du drückst den Kredit schneller runter, ohne neue Verträge abzuschließen.

Ich erinnere mich an ein Jahr, in dem zwei große Aufträge gleichzeitig kamen. Statt alles zu reinvestieren, habe ich 20 % der Summe für Sondertilgung genutzt – Zinsersparnis: fast 3.000 €.


3. Endfällige Darlehen – verführerisch, aber riskant 🕳️

Einmal habe ich’s probiert: Ein endfälliger Kredit.
Während der Laufzeit nur Zinsen zahlen, Tilgung erst am Ende.
Klingt genial, weil die monatliche Belastung niedrig ist – fühlt sich aber gefährlich an.

Wenn du am Ende der Laufzeit die gesamte Summe auf einmal brauchst, musst du diszipliniert sein und parallel Rücklagen bilden.
Ich habe gemerkt: Das funktioniert nur, wenn man ein exakt planbares Geschäftsmodell hat. Für die meisten KMUs ist das zu sportlich.


4. Die Staffeltilgung – langsam starten, später Gas geben

Eine gute Lösung, wenn du gerade investierst und dein Cashflow noch schwankt.
Die Raten beginnen niedrig und steigen mit der Zeit.
Ich habe das Modell bei einer Investition in neue Maschinen genutzt – die Geräte brachten erst nach einigen Monaten Umsatz, da war diese Tilgungsform perfekt.


Mein persönlicher Mix

Heute nutze ich meist Annuitätendarlehen mit Sondertilgungsoptionen – planbar, aber flexibel.
Ich halte mir immer die Möglichkeit offen, schneller abzubauen, wenn das Jahr gut läuft.
Und ich achte darauf, dass meine Tilgungsrate mindestens 4 % beträgt. Niedriger heißt zwar mehr Liquidität jetzt, aber auch deutlich höhere Zinskosten über die Laufzeit.


Mein Fazit – Tilgung ist Strategie, nicht Routine

Früher war Tilgung für mich ein lästiger Automatismus.
Heute sehe ich sie als aktives Steuerungsinstrument:

  • für meine Liquidität
  • für meine Zinslast
  • und für meine Planungssicherheit

Ein Unternehmer, der nur Kredite aufnimmt, ist abhängig.
Ein Unternehmer, der weiß, wie er sie intelligent zurückzahlt, ist frei.


💬 Meine Frage an dich:
Wie tilgst du deine Kredite? Klassisch, flexibel oder lieber mit Endspurt am Schluss?

 

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