Wenn ich mit anderen Selbstständigen über Kredite spreche, höre ich oft:
„Sondertilgung? Ja, wäre gut… aber dafür hab ich nie Geld übrig.“
Ich hab das früher auch so gesehen. Doch inzwischen setze ich gezielt strategische Sondertilgungen ein, um meine Gesamtkosten zu senken – ohne dabei finanziell ins Schlingern zu geraten.
Und genau das zeig ich dir heute: Wann Sondertilgen Sinn macht – und wie du’s richtig anstellst.
Warum Sondertilgung kein „Luxus“ ist, sondern Strategie
Viele denken:
Sondertilgungen sind was für gute Zeiten – wenn am Jahresende zufällig was übrig bleibt.
Ich dreh den Spieß um:
Ich plane sie aktiv mit ein – als festen Bestandteil meiner Finanzstrategie.
Denn: Selbst kleine Beträge – 500 €, 1000 € – können spürbare Zinsersparnis bringen, vor allem bei längeren Laufzeiten.
Wie ich meine erste Sondertilgung geplant hab
Ich hatte einen Kredit über 25.000 €, Laufzeit 5 Jahre, 5,5 % Zins.
Monatliche Rate: rund 480 €.
Nach 14 Monaten hab ich beschlossen: Ich tilge 3.000 € zusätzlich.
Was ist passiert?
- Laufzeit verkürzt sich um mehrere Monate
- Gesamtzinsersparnis: über 400 €
- Monatliche Rate blieb gleich
- Aber: Ich war früher raus aus der Nummer
Das Ganze lief reibungslos – weil ich vorbereitet war.
Schritt 1: Prüfe, ob und wie Sondertilgungen erlaubt sind
Nicht jeder Kredit lässt beliebige Sondertilgungen zu. Schau nach:
- Ist eine bestimmte Summe pro Jahr kostenlos tilgbar? (z. B. 5 % oder 10 %)
- Gibt es Termine, zu denen Sondertilgungen erlaubt sind? (z. B. immer zum Jahresende)
- Verlangt die Bank eine Gebühr?
Ich hab mir bei einem Anbieter sogar Sondertilgung als Option verhandelt, gegen minimal höheren Zinssatz. Hat sich am Ende gerechnet.
Schritt 2: Sondertilgung vorbereiten – mit Liquiditätsvorschau
Ich mach nie eine Sondertilgung „aus dem Bauch raus“.
Stattdessen plane ich mit Tools wie:
- Excel mit monatlicher Cashflow-Prognose
- Agicap oder sevDesk Liquiditätsplaner
- Einnahme- & Ausgabenübersicht der letzten 6 Monate
Wenn klar ist, dass genug Puffer bleibt (3–4 Monatsfixkosten), geb ich das Geld frei für die Sondertilgung.
Schritt 3: Timing ist alles
Ich nutze meist:
- Umsatzspitzen-Zeiten (Q4 oder nach Launch)
- Steuerrückzahlungen
- Nachzahlung aus größeren Projekten
Ich tätige die Sondertilgung dann oft gegen Ende des Jahres, wenn ich genau weiß, was reinkam und was ich steuerlich noch absetzen will.
Tipp: Wenn du Einnahmen z. B. aus digitalen Produkten oder Abo-Modellen hast, plan daraus einen festen „Sondertilgungstopf“.
Schritt 4: Ziel definieren – Laufzeit oder Rate senken?
Du kannst bei Sondertilgung oft wählen:
- Laufzeit verkürzen → schneller schuldenfrei
- Rate senken → mehr monatliche Entlastung
Ich entscheide je nach Phase:
In Wachstumsphasen: Rate gleich lassen, Laufzeit verkürzen
In Engpassphasen: Rate reduzieren, um Luft zu gewinnen
Sprich mit der Bank oder Plattform – oft lassen sie dir die Wahl.
Mein Bonus-Tipp: Micro-Sondertilgungen per Nebenumsatz
Ich hab mir ein System gebaut: Jeder Euro, den ich durch Affiliate-Einnahmen oder den Verkauf digitaler Produkte mache, wird zu 50 % in Sondertilgung gesteckt.
Das läuft quasi im Hintergrund – und summiert sich.
2023 hab ich so 2.800 € zusätzlich getilgt, ohne dass ich es groß gemerkt hab.
Effekt? Laufzeit um 5 Monate gekürzt. Und das mit „Spielgeld“.
Sondertilgung ist kein Einmal-Event – sondern ein cleverer Hebel
Es geht nicht darum, riesige Summen zu tilgen.
Es geht darum, kontinuierlich, gezielt und geplant kleine Extrasummen zu nutzen – und damit langfristig viel zu sparen.
Und du bleibst dabei flexibel.
Denn du entscheidest wann, wie viel und mit welchem Ziel.