auxmoney im Härtetest: Meine Erfahrung mit dem „Kredit von Privat“ für Selbstständige

Hand aufs Herz: Wer von uns hat nicht schonmal diesen einen Brief von der Bank bekommen, der höflich aber bestimmt sagt: „Passt gerade nicht ins Portfolio“? Ich kenne das. Gerade als ich vor zwei Jahren meine IT-Infrastruktur im Büro komplett neu aufziehen musste, stand ich da. Die Umsätze waren okay, aber meine Bonität war durch eine alte Geschichte (vergessene Handy-Rechnung, privat, total dumm gelaufen) leicht angekratzt.
Die Hausbank winkte ab. „Kommen Sie wieder, wenn der Schufa-Score über 95% ist.“ Ja, danke für nichts.

Da bin ich auf das Thema P2P-Kredite (Peer-to-Peer) gestoßen. Ganz konkret auf auxmoney. Die Werbung verspricht ja das Blaue vom Himmel: Kredite auch in schwierigen Fällen, Geld von privaten Anlegern, alles easy. Aber ist das wirklich so seriös? Oder zahlt man sich dumm und dämlich?
Ich habe es damals ausprobiert und erzähle euch heute ganz genau, wie der Antrag lief, was es gekostet hat und für wen sich dieser Weg wirklich lohnt.

Was ist auxmoney eigentlich genau?

Bevor wir zum Tutorial kommen, kurz zur Erklärung, damit wir vom selben reden. auxmoney ist keine klassische Bank. Es ist ein Marktplatz. Früher war das wirklich so: Du stellst dein Projekt vor („Ich brauche neuen Server“) und Privatleute wie Tante Erna oder Investoren legen zusammen, bis die Summe voll ist.

Heute läuft das meiste automatisiert und institutionelle Anleger stecken da auch mit drin. Aber der Clou bleibt: Die Vergaberichtlinien sind anders als bei der Sparkasse. Die schauen nicht nur stur auf den Schufa-Score, sondern auf das Gesamtbild. Und genau das war meine Chance.

Schritt-für-Schritt: So lief mein Antrag ab (Tutorial)

Ich brauchte damals 8.000 Euro. Nicht die Welt, aber zu viel, um es mal eben aus der Portokasse zu zahlen.

1. Die Anfrage (Schufa-Neutral!)

Das ist wichtig und ein dickes Plus: Die Anfrage dort ist erstmal „konditionsanfrage“ und nicht „kreditanfrage“. Das heißt, wenn die euch ablehnen oder ihr das Angebot nicht wollt, versaut das nicht euren Score noch weiter.

Ich habe auf der Startseite meinen Wunschbetrag eingegeben und den Verwendungszweck „Gewerbe / Selbstständigkeit“ gewählt.

2. Das Profil ausfüllen

Hier musste ich ein bisschen was tippen. Einnahmen, Ausgaben. Und – das fand ich eigentlich ganz cool – man kann sein „Kreditprojekt“ beschreiben. Ich habe da also reingeschrieben, warum die neuen Server meinen Umsatz steigern werden.
Tipp von mir: Gebt euch hier Mühe! Auch wenn vieles automatisiert ist, wirkt ein hingerotzter Text unseriös. Schreibt genau, wie ihr das Geld zurückzahlen wollt.

3. Der KFZ-Brief Trick

Jetzt kommt der Hack, den viele nicht kennen. Während des Prozesses wurde ich gefragt, ob ich Sicherheiten habe. Ich habe meinen Firmenwagen (der schon abbezahlt war) als Sicherheit angegeben.
Das hat meinen Zinssatz direkt um fast 2% gedrückt! Man muss den Brief zwar einschicken (der wird treuhänderisch verwahrt), aber man fährt das Auto weiter ganz normal. Wenn ihr also ne Karre habt, nutzt das.

4. Identifizierung & Auszahlung

Ging alles per Video-Ident. Keine Postfiliale nötig. Nachdem das Projekt „voll finanziert“ war (dauerte bei mir ca. 4 Stunden, ging rasend schnell), war das Geld nach 2 Tagen auf dem Konto.

Die nackten Zahlen: Zinsen und Gebühren

Jetzt mal Butter bei die Fische. Ist auxmoney billig? Nein.
Vergesst die „ab 2,x %“ aus der Werbung. Das kriegen vielleicht Beamte mit Top-Bonität.
Als Selbstständiger mit mittlerer Bonität lag mein Angebot bei ca. 8,5 % effektivem Jahreszins. Dazu kommt eine Vermittlungsgebühr, die direkt von der Kreditsumme abgezogen wird (bei mir waren das nochmal rund 200 Euro).

Klingt viel? Ist es auch, wenn man es mit einem Baufinanzierungskredit vergleicht. Aber man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

  • Meine Alternative war: Kein Kredit.
  • Oder: Dispo überziehen (und da lag ich bei 13 %).

Im Vergleich zum Dispo war auxmoney also tatsächlich günstiger. Und es hat mir ermöglicht, den Auftrag anzunehmen, der die Kosten locker wieder eingespielt hat.

Für wen ist das was? (Und für wen nicht)

Nach meinem Test kann ich das ziemlich klar einteilen.
Probiert es bei auxmoney, wenn:

  • Ihr Selbstständig oder Freiberufler seid und noch keine 3 Jahre Bilanzen vorweisen könnt (viele Banken finanzieren erst ab 3 Jahren).
  • Eure Schufa kleine Kratzer hat, aber eure aktuellen Einnahmen stimmen.
  • Ihr eine Kreditsumme zwischen 1.000 und 50.000 Euro braucht.
  • Ihr schnell Geld braucht und nicht 4 Wochen auf einen Banktermin warten wollt.

Lasst die Finger davon, wenn:

  • Ihr eigentlich pleite seid. Die Zinsen fressen euch auf, wenn ihr keinen Umsatz macht.
  • Ihr eine top Bonität habt. Geht dann lieber zur ING oder Commerzbank, da ist es billiger.
  • Ihr Millionenbeträge braucht. Das ist hier eher für den Mittelstand und Kleingewerbe.

Mein Fazit zum „Kredit von Privat“

Man muss ehrlich sein: Anbieter wie auxmoney (oder auch Konkurrenten wie smava, die ähnlich arbeiten) sind keine Wohlfahrtsvereine. Die lassen sich das Risiko bezahlen, das sie mit uns Selbstständigen eingehen.
Aber: Sie gehen das Risiko wenigstens ein.

Für mich war es damals die Rettung. Ich habe den Kredit über 36 Monate laufen lassen, habe ihn aber nach einem guten Geschäftsjahr vorzeitig abgelöst (kostet evtl. Vorfälligkeitsentschädigung, vorher checken!). Die Abwicklung war digital, modern und ohne das von oben herab, was man oft in der Filiale erlebt.
Falls ihr also gerade vor verschlossenen Türen steht, weil der Algorithmus der Großbank „Nein“ sagt: Probiert es aus. Die Anfrage kostet nix.