Ich gebe es offen zu: In meinen Anfangsjahren als Unternehmer habe ich das Thema Liquidität sträflich unterschätzt.
Ich hatte volle Auftragsbücher, die Umsätze sahen gut aus – und trotzdem kam ich ins Straucheln, weil ein paar große Kunden zu spät gezahlt haben. Genau in dieser Phase habe ich verstanden: Liquidität ist der Sauerstoff für jedes Unternehmen. Ohne sie kannst du nicht atmen – egal, wie gut dein Business läuft.
Heute mache ich regelmäßig eine Liquiditätsplanung, und das hat mir schon mehrfach den Hals gerettet. Hier zeige ich dir Schritt für Schritt, wie ich dabei vorgehe.
Schritt 1: Einnahmen und Ausgaben realistisch erfassen
Am Anfang habe ich den Fehler gemacht, meine Einnahmen zu optimistisch einzuschätzen. Ich bin davon ausgegangen: Alles, was im Angebot liegt, kommt auch rein.
Falsch.
Heute gehe ich konservativ vor:
- Nur feste Aufträge und regelmäßige Zahlungen fließen in meine Planung ein.
- Potenzielle Projekte schreibe ich mir separat auf – aber nicht in die Liquiditätstabelle.
Bei den Ausgaben bin ich knallhart: Alles, was regelmäßig abfließt (Miete, Gehälter, Leasing, Versicherungen), kommt rein – plus ein Puffer für unvorhergesehene Kosten.
Schritt 2: Zeitliche Zuordnung ⏳
Liquidität bedeutet nicht nur, wie viel Geld du hast, sondern wann es reinkommt und rausgeht.
Ein Beispiel: Ich hatte mal einen Auftrag über 50.000 €. Sah auf dem Papier super aus – aber die Rechnung wurde erst 60 Tage später bezahlt. In der Zwischenzeit musste ich aber schon Material und Löhne vorstrecken.
Seitdem ordne ich jede Einnahme und Ausgabe einem exakten Datum zu. So sehe ich, wann es eng werden könnte.
Schritt 3: Liquiditätsübersicht erstellen 📑
Ich nutze dafür ein simples Excel-Sheet (du kannst aber auch Tools wie SevDesk oder Lexoffice nehmen).
Drei Spalten reichen:
- Einnahmen (mit Datum)
- Ausgaben (mit Datum)
- Saldo (fortlaufend)
Wenn der Saldo im Minus landet, weiß ich sofort: Hier brauche ich entweder einen Kredit oder ich muss anders gegensteuern.
Schritt 4: Engpässe frühzeitig erkennen und handeln
Früher habe ich Liquiditätsengpässe immer erst dann gemerkt, wenn das Konto leer war. Heute sehe ich das Wochen im Voraus.
Das gibt mir Handlungsspielraum:
- Ich kann mit Lieferanten über Zahlungsziele sprechen.
- Ich kann Kunden aktiv an offene Rechnungen erinnern.
- Oder ich ziehe kurzfristig eine Kreditlinie über einen FinTech-Anbieter.
Schritt 5: Planung regelmäßig aktualisieren
Eine Liquiditätsplanung ist kein einmaliges Ding.
Ich aktualisiere meine Tabelle mindestens einmal im Monat – in stressigen Phasen sogar wöchentlich.
Das ist wie ein Frühwarnsystem, das mir Sicherheit gibt.
Mein Ergebnis – ohne Planung geht’s nicht
Heute kann ich sagen: Die Liquiditätsplanung ist für mich genauso wichtig wie der Umsatz.
Denn Umsatz allein zahlt keine Rechnungen – Cashflow tut es.
Mit einer sauberen Planung habe ich nicht nur mein Unternehmen stabilisiert, sondern auch bei Kreditgebern Pluspunkte gesammelt. Banken und FinTechs sehen sofort: Der Unternehmer hat seine Finanzen im Griff.
💬 Frage an dich:
Machst du schon eine regelmäßige Liquiditätsplanung – oder hoffst du noch, dass es schon irgendwie gut geht?