Früher hatte ich genau ein Geschäftskonto. Alles ging da rein, alles ging da raus. Umsatz, Miete, Tools, Steuer, private Abhebungen, Kreditrate, PayPal-Käufe – alles bunt gemischt.
Ergebnis?
📌 Ich wusste nie, was wirklich „frei verfügbares Geld“ war.
📌 Steuer-Nachzahlung kam – und ich war blank.
📌 Kreditrate am Monatsende? Nur mit Schweißperlen.
Heute hab ich ein einfaches, aber geniales Kontenmodell, das automatisch Rücklagen bildet, Stress reduziert und mir hilft, finanziell die Kontrolle zu behalten.
Warum ein einziges Geschäftskonto dich ruinieren kann
Klingt hart, ich weiß. Aber wenn du alles über ein einziges Konto laufen lässt:
❌ hast du keine Trennung zwischen operativen Kosten und Rücklagen
❌ gibst du oft Geld aus, das eigentlich gar nicht „dir“ gehört (z. B. Umsatzsteuer oder Vorauszahlung für EÜR)
❌ verlierst du den Überblick – und das Vertrauen von Kreditgebern
Mein Kontenmodell: So hab ich’s aufgebaut
Ich nutze 5 Unterkonten (teilweise bei derselben Bank, teilweise bei Fintechs wie Kontist, Qonto oder FYRST).
So sieht’s bei mir aus:
1. Hauptkonto – Geldeingang & Fixkosten
- Alle Einnahmen fließen hier ein
- Von hier aus verteile ich alles automatisiert weiter
- Fixe Ausgaben wie Software, Hosting etc. werden hier abgebucht
2. Steuerrücklagen-Konto
- Jeden Eingang buche ich mit 30 % pauschal um (für Einkommensteuer, EÜR, Umsatzsteuer)
- Dieses Konto wird NIE angerührt
- Ich nenne es liebevoll „Finanzamt-Falle“
3. Rücklagen-Konto für unvorhergesehene Ausgaben
- Monatlich fließen hier 5–10 % der Einnahmen hin
- Für neue Hardware, plötzliche Ausfälle, Reparaturen, etc.
- Hat mir schon mehrmals den Arsch gerettet
4. Kredit-/Verbindlichkeiten-Konto
- Hier parke ich monatlich die Rate für laufende Kredite
- Auch Rückzahlungen an Freunde, Familie etc.
- Dadurch gerät das nie aus dem Blick
5. Privat-Überweisungskonto
- Von hier aus zahle ich mir regelmäßig ein „Gehalt“
- Immer gleich, unabhängig vom Umsatz
- Hilft enorm bei der privaten Haushaltsplanung
Die Automatisierung – so geht nichts mehr schief
Ich hab mir ein kleines System mit Daueraufträgen gebaut:
- Immer am 1. des Monats wird alles verteilt:
- 30 % auf Steuerkonto
- 10 % auf Rücklagen
- fester Betrag aufs Kreditkonto
- Rest bleibt für Betriebsausgaben
- Am 5. überweise ich mir „mein Gehalt“ vom Privatkonto
👉 Dadurch sind alle „großen Blöcke“ direkt am Monatsanfang erledigt – und ich kann mit dem Rest frei arbeiten.
Der Effekt: Mehr Überblick, mehr Sicherheit, mehr Vertrauen
Seitdem ich das System nutze, habe ich:
✅ nie mehr eine Steuer-Nachzahlung aus dem Nichts bekommen
✅ Kreditgeber konnten klar sehen: „Der weiß, was er tut.“
✅ weniger Stress beim Monatsabschluss
✅ keine unangenehmen Überraschungen mehr
Und ganz ehrlich: Das Gefühl, am Monatsende Geld übrig zu haben, das wirklich „frei“ ist, ist unbezahlbar.
Was brauchst du dafür?
- Ein Girokonto mit Unterkonten oder mehrere kostenfreie Konten
- Etwas Disziplin am Anfang (die Automatismen einrichten)
- Die Bereitschaft, dir selbst Regeln zu setzen – und dich dran zu halten
💡 Tipp: Einige Kontenlösungen wie Kontist, Finom oder Holvi bieten automatische Steuer-Rücklage-Funktionen – perfekt für Einsteiger.
Wer seine Finanzen im Griff hat, bekommt auch leichter Kredite
Ich wurde bei der letzten Kreditanfrage gefragt:
„Wie stellen Sie sicher, dass Rücklagen und Raten pünktlich bedient werden?“
Meine Antwort:
„Ich hab ein Kontensystem mit klarer Aufteilung – Rücklagen fließen automatisch. Ich hab da keine Wahl.“
Der Banker hat gelächelt. Und den Kredit gab’s.
Im nächsten Beitrag kann ich dir zeigen, wie du als Selbstständiger trotz mäßiger SCHUFA noch Chancen auf einen Kredit hast – mit Alternativanbietern und kluger Argumentation.
Oder lieber mal ein Vergleich: Welche Banken bieten die besten Geschäftskonten für genau so ein System?