Leasen oder Kaufen? Mein ewiges Duell beim Firmenwagen und Maschinen (Ein Rechenbeispiel)

Veröffentlicht am 17. Dezember 2025

Letzten Monat hat es meinen treuen Transporter erwischt. Getriebeschaden bei 230.000 Kilometern. Eine Reparatur hätte mehr gekostet als die Kiste noch wert war. Also stand ich vor der Entscheidung, vor der wir alle regelmäßig stehen: Neuanschaffung.
Und sofort ging im Kopf das Karussell los. Rufe ich meinen Banker an für einen Investitionskredit? Oder gehe ich zum Autohaus und unterschreibe einen Leasingvertrag?
Mein Steuerberater sagt immer: „Es kommt darauf an.“ Ja, danke. Worauf denn?
Ich habe mich hingesetzt und das mal für mich (und euch) durchgerechnet. Denn die Entscheidung hat nicht nur was mit Steuern zu tun, sondern massiv damit, wie „kreditwürdig“ wir für zukünftige Projekte bleiben. Hier ist mein ungeschönter Vergleich: Kredit vs. Leasing aus Unternehmersicht.

Runde 1: Der Bankkredit (Das Gefühl von Eigentum)

Meine erste Idee war klassisch: Ich kaufe den neuen Transporter (Kostenpunkt: 40.000 € netto) über einen Kredit.

Wie das läuft:

Ich nehme 40.000 € auf, kaufe das Auto. Der Fahrzeugbrief liegt bei der Bank, aber das Auto gehört mir (wirtschaftlich). Ich schreibe es über 6 Jahre ab (AfA).

Der Vorteil:

  • Freiheit: Wenn ich in 2 Jahren keinen Bock mehr auf den Wagen habe oder dringend Geld brauche, kann ich ihn verkaufen und den Kredit ablösen. Beim Leasing komme ich fast nie vorzeitig aus dem Vertrag!
  • Substanz: Das Auto steht in meiner Bilanz als „Anlagevermögen“. Das sieht für manche Gläubiger gut aus, weil da „Werte“ im Unternehmen sind.

Der Nachteil (und der ist riesig):

Die monatliche Rate an die Bank belastet meine Liquidität. Aber steuerlich absetzen kann ich nur die Zinsen und die Abschreibung. Die Tilgung des Kredits mindert meinen Gewinn nicht!

Das heißt: Ich zahle Geld an die Bank, muss dieses Geld aber trotzdem versteuern (weil es ja Gewinn war, den ich zur Tilgung nutze). Das tut weh.

Runde 2: Das Leasing (Die Miete auf Zeit)

Dann habe ich mir ein Leasingangebot geholt. „Null Anzahlung, 48 Monate Laufzeit“.

Wie das läuft:

Das Auto gehört der Leasinggesellschaft. Ich miete es nur. Nach 4 Jahren gebe ich es zurück (und bete, dass keine Kratzer dran sind, die sie mir in Rechnung stellen).

Der Vorteil:

  • Steuer-Hammer: Die Leasingrate ist sofort und zu 100 % als Betriebsausgabe absetzbar. Das senkt meinen Gewinn und damit meine Steuerlast direkt jeden Monat.
  • Bilanz-Kosmetik: Das ist mein Lieblingspunkt. Da mir das Auto nicht gehört, taucht es in meiner Bilanz oft gar nicht auf (sogenanntes „Off-Balance“-Finanzierung).
    • Warum ist das wichtig? Wenn ich morgen zur Bank gehe und einen Kredit für eine neue Lagerhalle will, schaut die Bank auf meine Verschuldung. Beim Leasing habe ich keine 40.000 € Bankschulden an der Backe. Meine Eigenkapitalquote sieht besser aus. Das verbessert mein Rating!

Der Nachteil:

Am Ende der Laufzeit gehört mir nichts. Nada. Ich habe 4 Jahre gezahlt und stehe ohne Auto da. Und wehe, man fährt mehr Kilometer als vereinbart – das wird teuer.

Meine Entscheidungshilfe: Wann mache ich was?

Ich habe für mich eine Faustregel entwickelt, die bisher gut funktioniert hat. Ich teile Anschaffungen in zwei Kategorien:

1. Dinge, die schnell veralten oder an Wert verlieren -> LEASING

Firmenwagen, Laptops, Smartphones, Kopierer.
In 3-4 Jahren will ich eh das neueste Modell. Und ich will mich nicht mit dem Wiederverkauf rumschlagen. Außerdem schone ich meine Kreditlinie bei der Hausbank für „wichtigere“ Dinge.

Hier ist Leasing für mich der Gewinner. Die Liquidität bleibt erhalten, weil ich keine hohe Anzahlung leisten muss (bei guter Bonität).

2. Dinge, die lange halten und Werte darstellen -> KREDIT / MIETKAUF

Büromöbel, schwere Produktionsmaschinen, Werkstattausrüstung.
Diese Dinge nutze ich oft 10 Jahre oder länger. Hier will ich Eigentümer sein. Wenn ich die Maschine abbezahlt habe, produziert sie quasi „gratis“ für mich weiter. Da lohnt sich der Kredit.

Der „Mietkauf“-Trick

Es gibt noch ein Zwischending, das viele vergessen: Der Mietkauf.
Das ist eigentlich ein Ratenkauf. Ihr zahlt Raten wie beim Leasing, aber am Ende gehört das Ding automatisch euch.
Der Clou: Das Finanzamt behandelt es wie einen Kauf (ihr schreibt ab), aber die Abwicklung läuft über Leasinggesellschaften oft unkomplizierter als über Bankkredite.

Ich nutze das gerne für Software-Lizenzen oder kleinere Maschinen.

Nicht nur auf den Zins schauen!

Als ich meinen Transporter gesucht habe, war der Zins beim Leasing rechnerisch etwas höher als bei der Bank. Trotzdem habe ich geleast.
Warum?
Weil ich meine Kreditlinie bei der Bank nicht verstopfen wollte. Wenn ich nächste Woche Material für einen Großauftrag vorfinanzieren muss, brauche ich die Bank. Wenn die dann sagt: „Sorry Alex, Sie haben ja schon 40k Schulden für den Transporter“, bin ich handlungsunfähig.

Merke: Liquidität geht vor Rentabilität. Immer.
Eine Leasingrate kann ich im schlimmsten Monat mal stunden lassen oder mit der Gesellschaft reden. Eine gekündigte Kreditlinie ist der Tod.
Also: Bevor ihr blind unterschreibt, fragt euch nicht „Was ist billiger?“, sondern „Was hält mir den Rücken frei für echtes Wachstum?“.
Wie macht ihr das in eurem Betrieb? Alles gekauft oder alles gemietet? Schreibt mir mal, ob ihr schonmal Stress bei der Rückgabe von Leasingfahrzeugen hattet – das ist nämlich meine größte Sorge gerade…