Kredit für Bauunternehmer: Meine Erfahrungen mit der Volksbank

Veröffentlicht am 15. Dezember 2025

Wenn ich an Bauunternehmer denke, dann denke ich nicht an PowerPoint-Folien oder schicke Pitchdecks. Ich denke an Baustellen um 6:30 Uhr morgens, an nasse Winter, verspätete Materiallieferungen, Preissprünge beim Beton und an Kunden, die erst zahlen, wenn der letzte Stein sitzt. Genau deshalb ist die Finanzierung im Baugewerbe eine eigene Liga…
Ich bin Alex, selbstständig, Finanz-Blogger und seit Jahren ziemlich nah dran an genau solchen Fällen. Und ich sage gleich vorweg:
Die Volksbank ist kein Turbo-Kreditgeber, aber für Bauunternehmer oft ein überraschend guter Partner – wenn man weiß, wie man mit ihr umgehen muss.


Warum Bauunternehmer bei Krediten besonders kritisch gesehen werden

Aus Bankensicht ist das Baugewerbe… schwierig. Nicht, weil es unseriös ist – sondern weil es extrem volatil sein kann.

1. Vorfinanzierung frisst Liquidität

Als Bauunternehmer kennst du das:

  • Material muss vor Baustart bezahlt werden
  • Subunternehmer wollen Abschläge
  • Löhne laufen jeden Monat
  • Kunden zahlen oft spät oder in Etappen

Auf dem Konto sieht das schnell nach Stress aus, obwohl der Auftrag an sich profitabel ist.

2. Wetter, Preise, Verzögerungen – alles außerhalb deiner Kontrolle

Ein verregneter Herbst, Lieferprobleme oder plötzlich steigende Stahlpreise – und schon kippt die Kalkulation. Banken mögen keine Variablen, die sie nicht steuern können.

3. Große Summen, kleine Margen

Viele Bauprojekte haben:

  • hohe Umsätze
  • aber relativ schmale Margen

Ein kleiner Fehler kann große Löcher reißen. Genau da wird die Bank nervös.


Warum viele Bauunternehmer bei der Volksbank landen (und bleiben)

Die Volksbank ist keine anonyme Großbank. Sie lebt von Regionalität. Und genau das passt erstaunlich gut zum Baugewerbe.

Was ich immer wieder beobachte:

  • Bauunternehmer sind regional verwurzelt
  • Volksbanken denken regional
  • Man kennt sich – manchmal seit Generationen
  • Entscheidungen werden nicht nur zentral, sondern lokal vorbereitet

Das klingt altmodisch, ist aber ein echter Vorteil, wenn es mal knirscht.


Welche Kredite Bauunternehmer bei der Volksbank typischerweise nutzen

Aus meiner Erfahrung sind es vor allem drei Themen.

1. Betriebsmittelkredit (der wichtigste Baustein)

Ohne den geht im Bau fast nichts.

Er dient zur:

  • Vorfinanzierung von Material
  • Überbrückung von Abschlagszahlungen
  • Stabilisierung der Liquidität

Die Volksbank prüft hier sehr genau – gibt aber bei Vertrauen oft langfristig stabile Linien.

2. Investitionskredit

Typisch für:

  • Bagger, Radlader, Kräne
  • Transporter, LKW
  • Werkstattausrüstung

Laufzeiten oft 5–10 Jahre, abhängig vom Objekt.
Hier spielt die Volksbank ihre Stärke aus: Sie denkt langfristig.

3. Avale & Bürgschaften

Extrem wichtig im Bau:

  • Gewährleistungsbürgschaften
  • Vertragserfüllungsbürgschaften

Viele unterschätzen, wie entscheidend das ist.
Ohne funktionierende Avale kommst du bei größeren Projekten gar nicht rein.


Meine echten Erfahrungen mit Bauunternehmern bei der Volksbank

Jetzt wird’s praxisnah. Das sind typische Fälle, die ich so oder sehr ähnlich erlebt habe.


Erfahrung 1: Der Rohbauer mit Auftrag – aber ohne Cash

Ein Rohbauunternehmen hatte einen Großauftrag, sauber kalkuliert, gute Marge.
Problem: Materialkosten mussten vorfinanziert werden, Kunde zahlte erst nach Bauabschnitten.

Die Volksbank:

  • prüfte den Auftrag
  • wollte die Kalkulation sehen
  • hinterfragte Risiken

Am Ende gab es einen Betriebsmittelkredit – nicht riesig, aber ausreichend.

Der Unternehmer sagte später:
„Es war kein schnelles Ja. Aber es war ein Ja mit Substanz.“


Erfahrung 2: Der Tiefbauer mit Chaos in der Buchhaltung

Gleiche Bank, anderer Fall.

  • private Ausgaben über Geschäftskonto
  • keine klare Projektkalkulation
  • Steuerzahlungen offen

Ergebnis: klare Ablehnung.

Nicht wegen des Gewerks – sondern wegen fehlender Transparenz.
Die Volksbank verzeiht viel, aber kein Chaos.


Erfahrung 3: Der Bauunternehmer mit langer Beziehung

Ein mittelgroßer Bauunternehmer, seit 15 Jahren Kunde.

  • Krisen überstanden
  • Corona überlebt
  • Preise explodiert, Bank blieb ruhig

Hier zeigt sich der größte Vorteil der Volksbank:
Beziehung schlägt Excel.

Wenn du über Jahre sauber arbeitest, wird dir auch in schwierigen Zeiten zugehört.


Vorteile und Nachteile der Volksbank für Bauunternehmer

Vorteile:

  1. Regionale Entscheidungskompetenz
  2. Verständnis für Bau & Mittelstand
  3. Stabile Betriebsmittellinien
  4. Avale & Bürgschaften aus einer Hand
  5. Langfristige Zusammenarbeit möglich

Nachteile:

  1. Langsamer als Fintechs
  2. Hoher Anspruch an Ordnung & Transparenz
  3. Nicht jede Volksbank ist gleich gut
  4. Viel Papier, viele Gespräche
  5. Schwieriger Einstieg ohne Historie

Für welche Bauunternehmer passt die Volksbank – und für wen nicht?

Sehr gut geeignet, wenn…

  • du regional arbeitest
  • dein Betrieb seit Jahren besteht
  • du größere Projekte abwickelst
  • du Avale brauchst
  • du langfristig denkst
  • du Wert auf persönliche Ansprechpartner legst

Eher ungeeignet, wenn…

  • du gerade erst gegründet hast
  • du schnelle Kleinkredite brauchst
  • deine Buchhaltung chaotisch ist
  • du keine Geduld hast
  • du rein digital arbeiten willst

Die Volksbank ist kein Sprint – sie ist ein Langstreckenlauf.


Für Bauunternehmer ist die Volksbank oft unterschätzt – aber extrem wertvoll

Ich sage es offen:
Viele Bauunternehmer wären bei einer Volksbank besser aufgehoben als bei hippen Online-Anbietern.

Nicht, weil sie billiger ist.
Nicht, weil sie schneller ist.

Sondern weil sie:

  • dein Geschäft versteht
  • deine Region kennt
  • dir auch in Krisen zuhört
  • nicht sofort den Stecker zieht

Wenn du als Bauunternehmer bereit bist, deine Zahlen im Griff zu haben und langfristig zu denken, ist die Volksbank oft ein verdammt solider Finanzierungspartner.