Kredit für Agenturen: Meine ehrlichen Erfahrungen mit der Deutschen Bank
Es gibt eine Berufsgruppe, die von außen oft viel größer, erfolgreicher und stabiler wirkt, als sie sich innen anfühlt: Agenturen. Marketingagenturen, Digitalagenturen, Performance-Agenturen, Social-Media-Buden, Kreativschmieden – nach außen Pitchdecks, Kundenlogos, Wachstum. Nach innen: Vorfinanzierung, Personalkosten, Projektstress, Zahlungsziele jenseits von Gut und Böse
Ich bin Alex, seit Jahren selbstständig, Finanz-Blogger und regelmäßig Sparringspartner für Agenturinhaber, die irgendwo zwischen „Wir wachsen“ und „Warum ist trotzdem kein Geld da?“ festhängen. Und ich sage es direkt:
Die Deutsche Bank kann für Agenturen ein sehr guter, aber auch sehr anstrengender Finanzierungspartner sein.
Warum Agenturen bei Krediten regelmäßig unterschätzt – und überschätzt – werden
Agenturen sind für Banken ein seltsames Konstrukt. Nicht greifbar wie Handwerk, nicht reguliert wie Heilberufe, nicht skalierbar wie Software. Sie liegen irgendwo dazwischen.
1. Hohe Umsätze, aber extrem hohe Fixkosten
Viele Agenturen haben:
- fünf- oder sechsstellige Monatsumsätze
- aber massive Personalkosten
- Vorfinanzierung von Projekten
- lange Zahlungsziele (30, 60, manchmal 90 Tage)
Auf dem Papier sieht der Umsatz gut aus.
Auf dem Konto sieht es oft… dünn aus.
2. Projektgeschäft ist kein Abo
Auch Retainer sind nicht so sicher, wie sie aussehen. Kündigungen, Budgetstopps, Strategiewechsel beim Kunden – zack, 20–30 % Umsatz weg. Banken wissen das. Und genau deshalb schauen sie sehr genau hin.
3. Kaum Sicherheiten, viel Know-how
Das größte Asset einer Agentur sitzt:
- im Kopf der Mitarbeiter
- in Prozessen
- in Kundenbeziehungen
Für Banken ist das schwer zu bewerten. Maschinen kann man verkaufen, Menschen nicht.
Keyword-Recherche: Was Agenturinhaber wirklich googeln
Diese Suchanfragen tauchen extrem häufig auf:
- „Kredit für Agentur“
- „Deutsche Bank Firmenkredit Agentur“
- „Betriebsmittelkredit Marketingagentur“
- „Kontokorrent Agentur Finanzierung“
- „Agentur Liquidität überbrücken“
Wer das googelt, hat meist volle Auftragsbücher – aber keinen Puffer.
Warum viele Agenturen bei der Deutschen Bank landen
Die Deutsche Bank ist keine Wohlfühlbank. Sie ist:
- groß
- strukturiert
- zahlengetrieben
- auf Mittelstand fokussiert
Viele Agenturen kommen zur Deutschen Bank, weil:
- sie wachsen und ihre bisherige Hausbank zu klein wird
- sie größere Linien brauchen
- internationale Kunden im Spiel sind
- professionellere Strukturen notwendig werden
Kurz: Die Deutsche Bank kommt meist nicht am Anfang, sondern in der Wachstumsphase.
Welche Finanzierungen Agenturen bei der Deutschen Bank realistisch bekommen
Aus meiner Erfahrung kristallisieren sich drei Klassiker heraus.
1. Kontokorrent / Betriebsmittellinie
Der wichtigste Baustein für Agenturen.
Damit überbrückst du:
- Gehälter
- verspätete Kundenzahlungen
- Projektvorfinanzierung
Die Deutsche Bank ist hier grundsätzlich bereit – aber nur, wenn:
- Zahlen sauber sind
- Kundenstruktur nicht zu abhängig von 1–2 Großkunden ist
- Prozesse nachvollziehbar sind
2. Investitionskredit
Seltener, aber möglich für:
- Büroausbau
- IT-Infrastruktur
- Übernahme kleinerer Agenturen
- Wachstumsschritte (z. B. neue Standorte)
Hier schaut die Deutsche Bank extrem auf Planung und Skalierbarkeit.
3. Avale / Garantien (bei größeren Agenturen)
Gerade bei öffentlichen Auftraggebern oder großen Konzernen relevant.
Nicht jede Agentur braucht das – aber wer es braucht, kommt an einer Großbank kaum vorbei.
Meine echten Erfahrungen mit Agenturen bei der Deutschen Bank
Jetzt wird es konkret. Diese Muster sehe ich immer wieder.
Erfahrung 1: Die strukturierte Agentur – Kredit problemlos
Eine Performance-Agentur mit:
- klaren Retainern
- sauberen Monatsreports
- guter Kostenstruktur
- mehreren mittelgroßen Kunden
Die Deutsche Bank hat relativ problemlos eine Betriebsmittellinie eingeräumt.
Aussage des Inhabers:
„Anstrengend im Prozess – entspannt danach.“
Erfahrung 2: Die chaotische Kreativagentur – keine Chance
Gute Arbeit, tolle Kunden, aber:
- keine sauberen Forecasts
- Projektkalkulation „aus dem Bauch“
- private Entnahmen wild
- Abhängigkeit von einem Großkunden
Ergebnis: Ablehnung.
Nicht, weil das Geschäft schlecht war – sondern weil es nicht steuerbar wirkte.
Erfahrung 3: Wachstum frisst Vertrauen
Eine Agentur wuchs extrem schnell, stellte viele Mitarbeiter ein, Umsatz explodierte – aber Cashflow brach ein.
Die Deutsche Bank reagierte nervös, verlangte:
- monatliche Reports
- strengere Covenants
- klare Maßnahmen
Unangenehm, aber: Sie blieb an Bord.
Viele kleinere Banken wären ausgestiegen.
Vorteile und Nachteile der Deutschen Bank für Agenturen
Vorteile:
- Große Linien möglich
- Erfahrung mit komplexen Unternehmensstrukturen
- Geeignet für wachsende Agenturen
- Internationale Kompetenz
- Langfristige Finanzierung möglich
Nachteile:
- Sehr hoher Anspruch an Zahlen & Prozesse
- Langsame Entscheidungswege
- Wenig „Bauchgefühl“ – viel Excel
- Unpersönlicher als Regionalbanken
- Nicht anfängerfreundlich
Für welche Agenturen passt die Deutsche Bank – und für welche nicht?
Sehr gut geeignet, wenn…
- deine Agentur mehrere Jahre besteht
- du stabile Kunden hast
- deine Buchhaltung sauber ist
- du wachsen willst
- du größere Linien brauchst
- du professionell reporten kannst
Eher ungeeignet, wenn…
- du erst gestartet bist
- dein Geschäft stark projektgetrieben ist
- du kaum Planung hast
- du schnelle Kleinkredite suchst
- du keine Lust auf Zahlen hast
Die Deutsche Bank finanziert keine Kreativität – sie finanziert Strukturen.
Für Agenturen ist die Deutsche Bank kein einfacher, aber ein mächtiger Partner
Ich formuliere es bewusst klar:
Die Deutsche Bank ist für Agenturen kein Wohlfühlort – sondern ein Erwachsenwerden.
Wenn du:
- Ordnung in deinen Zahlen hast
- dein Wachstum im Griff hast
- bereit bist, transparent zu arbeiten
dann kann sie ein extrem stabiler Finanzierungspartner sein – gerade dann, wenn andere Banken zu klein werden.
Wenn du dagegen hoffst, dass gute Ideen schlechte Planung ersetzen, wirst du dort scheitern.