ING und die Selbstständigen – digital, transparent, aber mit klaren Grenzen

Die ING – früher „ING-DiBa“ – gilt als Synonym für modernes, unkompliziertes Banking.
Mit über 9 Millionen Kunden ist sie die größte Direktbank Deutschlands und steht für digitale Effizienz, niedrige Zinsen und transparente Produkte.
Doch während Angestellte und Beamte die Prozesse lieben, stellt sich die Frage:
Wie gut ist die ING wirklich für Selbstständige, Freiberufler und Unternehmer geeignet?


1. Die Stärken der ING: Einfachheit als Prinzip

Das Erfolgsmodell der ING basiert auf drei Säulen:
Digitale Antragsprozesse, klare Konditionen und ein durchdachtes Onlinebanking.
Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich, die App zählt zu den besten im Markt, und Kundenservice erfolgt schnell und kompetent.

Besonders positiv:

  • Keine versteckten Gebühren
  • Schnelle Kreditentscheidungen
  • Volle Online-Verwaltung über App oder Webportal

Für Privatkunden funktioniert das System nahezu perfekt.
Doch Selbstständige betreten bei der ING ein anderes Spielfeld.


2. Der Haken: eingeschränkte Kreditvergabe für Selbstständige

Die ING unterscheidet strikt zwischen Privatkunden und Unternehmern.
Kredite gibt es nur für Selbstständige mit nachweisbar stabilen, privaten Einkommen – also dann, wenn die Bank den Kredit nicht als Geschäftsdarlehen klassifiziert.

Das bedeutet konkret:

  • Ein selbstständiger Fotograf kann für den privaten Autokauf oder die Wohnungsausstattung einen Kredit beantragen – nicht aber für Kameratechnik oder Geschäftsausgaben.
  • Ein Freiberufler darf also nur „privat begründete“ Kredite aufnehmen, auch wenn die Mittel letztlich seinem Business helfen.

Für echte Betriebsmittelkredite oder Wachstumsfinanzierungen verweist die ING auf Partnerbanken oder Leasinggesellschaften.


3. Konditionen im Überblick

KreditartKreditrahmenEffektiver JahreszinsLaufzeit
Ratenkredit (privat)5.000 – 75.000 €ab 5,29 % p.a.12 – 96 Monate
Wohnkredit10.000 – 75.000 €ab 4,79 % p.a.24 – 120 Monate
Rahmenkreditbis 25.000 €variabel (ca. 6,99 %)unbegrenzt

Vorteil: flexible Sondertilgungen, keine Bearbeitungsgebühr, und die Zusage erfolgt oft innerhalb weniger Stunden.
Nachteil: Geschäftliche Nutzung ist offiziell ausgeschlossen.


4. Für wen die ING trotzdem interessant ist

Die ING bleibt attraktiv für Freiberufler mit stabiler Auftragslage, die ihr Einkommen regelmäßig auf ihr Privatkonto überweisen.
Gerade bei Selbstständigen mit gemischten Einkünften – etwa Ärzten, Journalisten oder Architekten – ist die ING häufig kulant, wenn die Nachweise stimmen.

Darüber hinaus ist sie stark bei:

  • Immobilienfinanzierungen
  • Modernisierungskrediten
  • Umschuldungen bestehender Darlehen

Im Vergleich zu klassischen Hausbanken bietet sie niedrigere Zinsen und eine wesentlich schnellere Abwicklung.


Die ING ist ein Musterbeispiel für modernes Banking – klar, fair, digital.
Für Privatkunden mit regelmäßigem Einkommen ist sie fast unschlagbar.
Für Selbstständige hingegen bleibt sie ein Kompromiss: ideal für private Projekte, aber keine echte Lösung für Unternehmensfinanzierung.

Ich würde sagen:
Wer als Selbstständiger privat investieren will, findet bei der ING einen starken Partner.
Wer aber Wachstumskapital für sein Business sucht, braucht mehr als Algorithmen – nämlich eine Bank, die Selbstständigkeit versteht.


 

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