Leasing oder Finanzierung? Warum „Kaufen“ oft dein größter Fehler ist (und wie du dein Geld behältst)

Veröffentlicht am 9. Dezember 2025

Heute widmen wir uns einer Frage, die fast schon philosophisch ist. Zumindest am Stammtisch der örtlichen IHK. Es geht um das alte deutsche Sprichwort: „Nur Bares ist Wahres“. Oder anders gesagt: Muss ich das Zeug, das ich für meine Firma brauche, eigentlich wirklich besitzen?
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten großen Transporter. Ich war stolz wie Bolle. Ich hatte das Geld mühsam zusammengespart und hab den Wagen bar bezahlt. 40.000 Euro, zack, weg vom Konto. Aber er gehörte MIR.
Rückblickend muss ich sagen: Das war eine der dümmsten finanziellen Entscheidungen meiner Anfangszeit.
Warum? Weil ich 40.000 Euro Liquidität in einem Haufen Blech versenkt habe, der jeden Tag an Wert verliert, während ich das Geld dringend für Wareneinkauf oder Marketing gebraucht hätte. Ich war zwar stolzer Besitzer, aber mein Konto war leer.

Deshalb schauen wir uns heute mal das Duell an: Leasing vs. Finanzierung (oder Kauf).

Der Denkfehler: Eigentum vs. Nutzung

Wir Unternehmer müssen umdenken. Früher galt Eigentum als Sicherheit. Heute ist Eigentum oft nur ein Klotz am Bein.
Stell dir folgende Frage: Willst du die Maschine besitzen, oder willst du das Produkt verkaufen, das die Maschine herstellt? Willst du den Firmenwagen besitzen, oder willst du pünktlich beim Kunden sein?

Es geht um die Nutzung.
Wenn du eine teure CNC-Fräse oder eine neue IT-Anlage kaufst, bindest du Kapital. Das Geld ist weg. Es steckt im Gerät. Wenn du aber least, zahlst du quasi eine Gebühr dafür, dass du das Gerät nutzen darfst, um damit Umsatz zu machen. Dein Eigenkapital bleibt auf dem Konto. Und glaub mir, Cash auf dem Konto schläft besser als Cash in der Maschine.

Die goldene Regel der Liquidität

Das ist für mich der absolut wichtigste Punkt beim Gewerbeleasing.

Nehmen wir an, du hast 50.000 Euro auf der hohen Kante.

  1. Szenario Kauf: Du kaufst eine Maschine für 50k. Konto = 0 Euro. Wenn jetzt ein Kunde nicht zahlt oder eine Krise kommt, hast du ein Problem.
  2. Szenario Leasing: Du least die Maschine für 800 Euro im Monat. Konto = immer noch 49.200 Euro (minus Anzahlung vielleicht).

Du behältst deine Handlungsfähigkeit. Du kannst mit dem Geld arbeiten, Skonto bei Lieferanten ziehen (was oft mehr bringt als Kreditzinsen kosten) oder Personal bezahlen. Liquidität ist der Sauerstoff deines Unternehmens. Dreht man den Hahn zu, bist du tot. Egal wie viele tolle Maschinen dir gehören.

Und was sagt das Finanzamt dazu?

Jetzt wird’s kurz trocken, aber auch sexy. Denn steuerlich ist Leasing oft ein echter Gewinner.
Wenn du kaufst, musst du das Anlagegut über Jahre abschreiben (AfA). Ein Auto zum Beispiel über 6 Jahre. Das heißt, du kannst pro Jahr nur einen Bruchteil der Kosten steuerlich geltend machen, obwohl das Geld komplett weg ist.
Beim Leasing? Da sind die Leasingraten in der Regel sofort und voll als Betriebsausgaben abzugsfähig. Das drückt deinen Gewinn und damit deine Steuerlast. Sofort. Jeden Monat.
Das freut nicht nur dich, sondern auch deinen Steuerberater.

Wann Kaufen (oder Finanzieren) trotzdem Sinn macht

Ich will Leasing hier nicht als das Allheilmittel verkaufen. Es gibt Situationen, da ist der klassische Bankkredit oder der Mietkauf besser:

  • Lange Nutzungsdauer: Wenn du eine Maschine hast, die 20 Jahre halten soll und technisch nicht veraltet (z.B. eine Presse oder Einrichtung), dann kann Kaufen günstiger sein.
  • Förderungen: Manchmal gibt es staatliche Zuschüsse (z.B. für E-Mobilität oder Digitalisierung), die bekommst du oft nur, wenn du das Wirtschaftsgut auch aktivierst, also besitzt.
  • Unabhängigkeit: Beim Leasing bist du an Verträge gebunden. Wenn du den Wagen früher zurückgeben willst oder mehr Kilometer fährst als geplant, wird es teuer. Wenn die Karre dir gehört, kannst du damit machen was du willst.

Rechne mit spitzem Stift!!

Lasst euch nicht vom Gefühl leiten („Ich will, dass mir das gehört“). Das ist fürs Ego, nicht fürs Business.
Macht eine Vergleichsrechnung.

Rechnet die Leasingraten gegen die Kreditzinsen und den Wertverlust. Aber vergesst in der Rechnung niemals den Wert eurer eigenen Liquidität. Was könntet ihr mit dem Geld machen, wenn ihr es nicht ausgebt?
Für alles, was schnell an Wert verliert oder technisch veraltet (Autos, Computer, Software), ist Leasing für mich heute fast immer die erste Wahl. Für das „Betongold“ (Immobilien, Grundstücke) sieht das natürlich anders aus.