Das ist wohl eine der schwierigsten Fragen, die man sich als Unternehmer stellen kann:
„Wie viel Kredit brauche ich wirklich?“
Nicht zu wenig – sonst geht dir die Luft aus.
Nicht zu viel – sonst sitzt du auf teurem Kapital, das Zinsen frisst.
Ich habe diesen Fehler schon in beide Richtungen gemacht. Und genau daraus ist mein System entstanden, mit dem ich heute jeden Kredit sauber durchkalkuliere.
Schritt 1: Den genauen Kapitalbedarf definieren
Klingt banal, ist aber der wichtigste Punkt.
Ich notiere mir zuerst alle geplanten Ausgaben, die mit dem Vorhaben zusammenhängen.
Beispiel: Wenn ich eine neue Maschine für 40.000 € kaufe, dann sind es eben nicht nur 40.000 €.
Dazu kommen:
- Installation
- Schulung der Mitarbeiter
- Lieferkosten
- erste Wartung
- vielleicht auch ein Liquiditätspuffer, bis die Maschine sich rentiert
In der Summe sind das schnell 45.000–50.000 €.
Ich rechne lieber 10 % Reserve ein – lieber etwas Luft, als hinterher wieder in Geldnot.
Schritt 2: Laufende Kosten und Rückzahlungen einplanen
Viele vergessen: Der Kredit ist keine einmalige Transaktion – er begleitet dich über Monate oder Jahre.
Ich plane deshalb von Anfang an mit:
- den monatlichen Raten
- möglichen Sondertilgungen
- und einer realistischen Einschätzung meines Cashflows
Ich frage mich jedes Mal:
„Kann ich die Rate auch dann zahlen, wenn zwei große Kunden mal später überweisen?“
Wenn die Antwort „nein“ lautet, ist der Kreditbetrag zu hoch oder die Laufzeit zu kurz.
Schritt 3: Liquiditätspuffer nicht vergessen 💧
Ich halte mir immer einen kleinen Sicherheitsbetrag zurück – meist 10–15 % der Gesamtsumme.
Das schützt mich, falls unerwartete Kosten auftauchen.
Dieser Puffer ist kein Luxus, sondern Risikomanagement.
Schritt 4: Mit verschiedenen Szenarien rechnen
Ich spiele mir meine Kreditplanung immer in drei Versionen durch:
- Best Case: Alles läuft perfekt, Umsätze steigen.
- Real Case: Durchschnittlicher Verlauf, keine großen Überraschungen.
- Worst Case: Umsatz bricht um 20 % ein oder ein Kunde zahlt nicht.
Nur wenn der Kredit auch im „Worst Case“ tragbar bleibt, ist er realistisch.
Schritt 5: Kreditbetrag an die Lebensrealität anpassen
Das klingt nach Bauchgefühl – ist es auch ein bisschen.
Ich habe gelernt: Excel rechnet schön, aber das echte Leben ist chaotischer.
Deshalb runde ich Beträge lieber etwas ab. Ein Kredit von 80.000 € fühlt sich oft besser an als 100.000 €, auch wenn’s auf dem Papier passt. Psychologie spielt mit – auch bei Unternehmern.
Vernunft schlägt Euphorie
Die richtige Kredithöhe ist kein Zahlenspiel, sondern eine Gratwanderung.
Ich sehe sie heute wie einen Maßanzug:
Zu eng – du kannst dich nicht bewegen.
Zu weit – du stolperst.
Wenn du deine Zahlen kennst, ehrlich mit dir selbst bist und realistisch kalkulierst, triffst du fast immer den richtigen Betrag.
💬 Meine Frage an dich:
Wie gehst du vor, wenn du deinen Kapitalbedarf planst? Lieber Sicherheitsdenken oder Risiko mit eingepreist?